Ein Baum kommt selten allein

»Weißt du, wie die Bäume dort aussehen, wo deine Familie herkommt? Vielleicht hast du Verwandte in verschiedenen Teilen der Erde. Frag sie doch mal, ob sie dir Fotos von Bäumen schicken können!« (S. 18) Baum ist schließlich nicht gleich Baum, sondern kann ganz unterschiedlich aussehen. Und obwohl ein Baum immer eine Pflanze ist, ist nicht jede Pflanze ein Baum. Denn um als solcher zu gelten, »muss eine Pflanze einen Stamm haben, der verholzt, also zu Holz wird.« (S. 30) Wenn dieser Stamm dann weiterwächst, »vor allem nach oben, aber auch in die Breite« (S. 30), ist ein weiteres Baum-Merkmal erfüllt, schließlich verholzen auch Sträucher. – Elisabeth Etz nähert sich der Thematik mit Sorgfalt sowie Liebe zum Detail als auch zur Sprache. Die vergnügliche und informative Sachlektüre bietet sich sowohl zum Selberlesen als auch zum Vorlesen an. Nini Spagls Illustrationskunst ist reduziert und üppig gleichermaßen, auf manchen Seiten spielen sich kleine Szenen in ausladend grünen Flächen ab, auf anderen wimmelt es nur so von Raupen, Käfern, Ameisen, Würmern. Mittels fein abgestimmter Farbauswahl und -kombination gelingt eine einladende Ästhetik, die animiert, vor- und zurückzublättern, Neues zu entdecken und über die eine oder andere Tier-Figuren-Anekdote zu schmunzeln.

Das umfassende Baumwissen dieses Bands reicht von »Was ist ein Baum?« hin zur Beziehung von Tieren als auch Menschen zu den Bäumen und konkreten Klimaschutzmaßnahmen. Dabei werden kluge Bezugnahmen auf die Lebenswelt von Kindern aufgegriffen und charmante Mitmachideen ergänzt. Wer die Baumfotos der Verwandtschaft bereits auf die dafür reservierten Seiten geklebt hat, kann ein eigenes Baum-Projekt starten und erste Forschungsergebnisse ins Buch notieren oder ein Gedicht für den Wald verfassen. »Ein Baum kommt selten allein« ist ein grünes Buch, ein schönes Buch und ein Buch, das gut in Händen liegt, das auch haptisch überzeugt.

→ Meine Rezension zu »Ein Baum kommt selten allein« wurde in der Print-Ausgabe von 1001 Buch. Das Magazin für Kinder- und Jugendliteratur 3/2022 auf Seite 67 publiziert.