Pizza vom Südpol

Unsere heutige Lektüre-Menü-Empfehlung: Zur Vorspeise kredenzen wir feine Häppchen »Lesefutter«, gefolgt von »Buchstabensuppe« nach Art des Hauses. Zum Hauptgang wird »Erbseneintopf« (aus einer Erbse) serviert und zum krönenden Abschluss frische »Schneemannskost«, garniert mit einigen Kugeln Eis. Sämtliche Köstlichkeiten sind selbstverständlich dem Inhaltsverzeichnis dieses appetitanregenden Geschichtenbandes entnommen. Darin versammelt Jens Rassmus kurze bis mittellange Texte zum Vorlesen und Selberlesen. Jede Geschichte hält eine Besonderheit bereit. Mal wird gegruselt, mal sprachspielerisch ein Dialog zwischen Buchstaben initiiert, in Tiergeschichten Menschliches auf die Schaufel und so manches verdreht oder wortwörtlich genommen, unterschiedliche Essgewohnheiten werden reflektiert. »Der Mehlwurm hat eine schöne Wohnung. Bei ihm ist alles weiß: der Fußboden, die Möbel, die Wände, sogar die Bilder an den Wänden. Der Mehlwurm findet das chic.« Lesevergnügen für Jüngere, Größere als auch Erwachsene. Während die einen über den kleinen grinsenden Wurm am Sofa lachen, andere sich fragen, wie die beiden Freundinnen Henne und Kuh rein größentechnisch überhaupt in die Mehlwurm-Wohnung passen, könnten anderen diverse Insta-Wohnraum-Inszenierungen in den Sinn kommen.

Jens Rassmus sieht und hört genau hin, verarbeitet Alltagsbeobachtungen mit Schwung, Witz und Ironie. Die bewusste Doppeladressierung passt zur Thematik, Abendessen mit der Familie, auswärts Essengehen oder zusammen mit Freund*innen kochen, Ernährung und Essensrituale sind in jedem Lebensalter zentral. Dankenswerterweise bleibt der Illustrator und Autor auch mit diesem Band bei seinem bereits 2007 mit »Der karierte Käfer« begonnenen Geschichten-Erzählkonzept: große Illustrationen werden mit kleineren Zeichnungen und so schön wie pointiert erzählten Texten kombiniert. Mahlzeit! Guten Appetit! Lassen Sie sich’s schmecken!

→ Meine Rezension zu »Pizza vom Südpol« wurde in der Print-Ausgabe von 1001 Buch. Das Magazin für Kinder- und Jugendliteratur 4/2022 auf Seite 50 publiziert.

Das Foto zum Buchtitel dieses Blog-Beitrags hat  Peter Rinnerthaler von eins zwei viele alle. Fotografie und Familie zur Verfügung gestellt.