Der kleine Holzroboter und ...

Comic, Bilderbuch oder Märchen? Der renommierte Londoner Cartoonist Tom Gauld gibt mit »The Little Wooden Robot and the Log Princess« sein Debüt in der Kinderliteratur, das Jörg Mühle ins Deutsche übersetzt hat. Gut liegt der Text beim Vorlesen auf der Zunge, eine Freude ist es, sich dabei mächtig ins Zeug zu legen! Schließlich wird hier (in Bild und Text) alles für einen gelungenen gemeinsamen Lektüreprozess geboten: sympathische, charakterstarke Hauptfiguren, kurze aber bedeutungsvolle Auftritte einer überschaubaren Anzahl an Nebenfiguren, Handlungsräume der Sorte Sofort-Dorthin-Reisen-Wollen. Dem Spannungsbogen kann leicht gefolgt werden, ohne dass dabei zwischendurch auf kleine Wendungen, Effekte und Überraschungsmomente verzichtet werden muss.

Ein Königspaar, ein schönes Königreich, über dem prächtigen Schloss strahlt die Sonne. Doch ein Wunsch bleibt den beiden bisher verwehrt: »So ging der König eines Nachts zur königlichen Erfinderin. Und die Königin ging zu einer schlauen alten Hexe, die im Wald lebte. Sie baten beide um dasselbe: ein Kind.« Der Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin gehören von nun an zur Königsfamilie, Punkt. Ohne Wenn und Aber passen die vier sofort zusammen, die »Geburt« bzw. Herkunft beider Kinder kann so ganz unterschiedlich gelesen werden. Von hier aus erzählt Tom Gauld von geschwisterlichem Zusammenhalt und großen Abenteuern in der Ferne. Seine Illustrationskunst arbeitet mit der Dynamik eines erfindungsreichen Bilderbuches und den durchdachten Bildfolgen eines abwechslungsreichen Comics, während sich beide zusammen Elemente aus dem Märchen borgen. Sehr überzeugend!

→ Meine Rezension zu »Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin« wurde in der Print-Ausgabe von 1001 Buch. Das Magazin für Kinder- und Jugendliteratur 4/2022 auf Seite 49 publiziert.